Das „Florenz der Luzerner Landschaft“ entdeckt
Eine stattliche Schar Kulturinteressierter nutzte das alljährlich einzigartige Angebot der Heimatvereinigung Wiggertal, Kostbarkeiten in der Region zu entdecken. Und Ettiswil war den Besuch wert!
Vor der prachtvollen Kulisse des Wasserschlosses Wyher begrüsste Sepp Wanner von der Heimatvereinigung am Samstagnachmittag des 31. August 2019 die interessierten Besucher. Zwei Gruppen hefteten sich an die Fersen der beiden ehemaligen Gemeindepräsidenten Franz Wüest und Franz Künzli, um mit ihnen die weltlichen und kirchlichen Kostbarkeiten Ettiswils zu entdecken.
Wasserschloss Wyher
Seit seiner ersten Erwähnung 1304 prägten vor allem die Adelsfamilien Feer und Pfyffer die Gestaltung und Geschicke des Sommerschlosses. Ab 1850 verlotterte das Schloss während rund 100 Jahren zusehends. Mauersteine wurden als Baumaterial abtransportiert, der verlandete und aufgefüllte Wassergraben war eine Viehweide. Dass sich Schloss Wyher nach einem Blitzschlag und anschliessendem Brand 1963 wie ein Phönix aus der Asche zum heutigen Prachtbau und Hochzeits- und Festkulisse wandelte, gleicht einem Wunder. Viele Idealisten rund um den Stiftungsrat und Gönnerverein und grosse Investitionen der öffentlichen Hand machten dies erst möglich.
Leicht zurückversetzt auf einer Anhöhe steht die 1592 von Söldnerführer und Schweizerkönig Ludwig Pfyffer erbaute spätgotische Schlosskapelle im Schutze von zwei majestätischen alten Lindenbäumen. Ihr feines Glockenläuten soll bis nach Ettiswil hörbar sein.
Pfarrkirche
Die heutige im Barockstil erbaute Pfarrkirche Maria und Stefan wurde 1769–1771 von Jakob Purtschert nach den Plänen von Jakob Singer erbaut. Nach mehreren Renovationen präsentiert sich das Bauwerk in bestem Zustand und ist ein beliebter Klangraum für hochstehende Musikkonzerte am Ettiswiler Stimmenfestival.
Hostienräuberin endet auf Scheiterhaufen
Der Bau der Sakramentskapelle geht auf Anna Vögtlins Hostienraub von 1447 zurück. Anhand der 18 Bilder auf dem Flügelaltar schilderten die beiden Kenner der Ettiswiler Geschichte die Ereignisse um den Hostienraub.
Nach der Legende entwendete Anna Vögtlin aus der Pfarrkirche eine geweihte Hostie, warf diese aber auf ihrer Flucht fort. Eine Schweinehirtin wurde auf Grund des eigenartigen Benehmens der Tiere auf die Hostie aufmerksam und barg sie. In einer Sühneprozession wurde die Hostie in die Kirche zurückgebracht. Der Rat von Luzern liess an der Fundstelle eine Kapelle errichten. Die Frevlerin wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Auch die bei der Renovation entdeckten Fresken an der Südwand veranschaulichen Legende und Geschichte der Entstehung der Sakramentskapelle.
Weitere stilecht renovierte Bauten wie Schulhaus, Sigristenhaus und Einsiedlerhof bilden das bemerkenswerte ästhetische Ensemble der geschützten Ettiswiler Architektur.
Erni-Sgraffito
Der Schlusspunkt der Führung überraschte mit einer unerwarteten Kostbarkeit: Im Bürger- und Singsaal des Schulhauses ziert das riesige Sgraffito „Der Lebenskreis“ von Hans Erni aus dem Jahre 1970 eine Wand.
Mit einem Geschenkchrättli und Schloss-Wyher-Käse bedankte sich Sepp Wanner bei den beiden kompetenten Kennern Franz Wüest und Franz Künzli für die interessante Führung im Florenz der Luzerner Landschaft.
Und in einem Jahr wird Pfaffnau versteckte Kostbarkeiten zu zeigen.
Text + Fotos Pius Häfliger
Read MoreVor der prachtvollen Kulisse des Wasserschlosses Wyher begrüsste Sepp Wanner von der Heimatvereinigung am Samstagnachmittag des 31. August 2019 die interessierten Besucher. Zwei Gruppen hefteten sich an die Fersen der beiden ehemaligen Gemeindepräsidenten Franz Wüest und Franz Künzli, um mit ihnen die weltlichen und kirchlichen Kostbarkeiten Ettiswils zu entdecken.
Wasserschloss Wyher
Seit seiner ersten Erwähnung 1304 prägten vor allem die Adelsfamilien Feer und Pfyffer die Gestaltung und Geschicke des Sommerschlosses. Ab 1850 verlotterte das Schloss während rund 100 Jahren zusehends. Mauersteine wurden als Baumaterial abtransportiert, der verlandete und aufgefüllte Wassergraben war eine Viehweide. Dass sich Schloss Wyher nach einem Blitzschlag und anschliessendem Brand 1963 wie ein Phönix aus der Asche zum heutigen Prachtbau und Hochzeits- und Festkulisse wandelte, gleicht einem Wunder. Viele Idealisten rund um den Stiftungsrat und Gönnerverein und grosse Investitionen der öffentlichen Hand machten dies erst möglich.
Leicht zurückversetzt auf einer Anhöhe steht die 1592 von Söldnerführer und Schweizerkönig Ludwig Pfyffer erbaute spätgotische Schlosskapelle im Schutze von zwei majestätischen alten Lindenbäumen. Ihr feines Glockenläuten soll bis nach Ettiswil hörbar sein.
Pfarrkirche
Die heutige im Barockstil erbaute Pfarrkirche Maria und Stefan wurde 1769–1771 von Jakob Purtschert nach den Plänen von Jakob Singer erbaut. Nach mehreren Renovationen präsentiert sich das Bauwerk in bestem Zustand und ist ein beliebter Klangraum für hochstehende Musikkonzerte am Ettiswiler Stimmenfestival.
Hostienräuberin endet auf Scheiterhaufen
Der Bau der Sakramentskapelle geht auf Anna Vögtlins Hostienraub von 1447 zurück. Anhand der 18 Bilder auf dem Flügelaltar schilderten die beiden Kenner der Ettiswiler Geschichte die Ereignisse um den Hostienraub.
Nach der Legende entwendete Anna Vögtlin aus der Pfarrkirche eine geweihte Hostie, warf diese aber auf ihrer Flucht fort. Eine Schweinehirtin wurde auf Grund des eigenartigen Benehmens der Tiere auf die Hostie aufmerksam und barg sie. In einer Sühneprozession wurde die Hostie in die Kirche zurückgebracht. Der Rat von Luzern liess an der Fundstelle eine Kapelle errichten. Die Frevlerin wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Auch die bei der Renovation entdeckten Fresken an der Südwand veranschaulichen Legende und Geschichte der Entstehung der Sakramentskapelle.
Weitere stilecht renovierte Bauten wie Schulhaus, Sigristenhaus und Einsiedlerhof bilden das bemerkenswerte ästhetische Ensemble der geschützten Ettiswiler Architektur.
Erni-Sgraffito
Der Schlusspunkt der Führung überraschte mit einer unerwarteten Kostbarkeit: Im Bürger- und Singsaal des Schulhauses ziert das riesige Sgraffito „Der Lebenskreis“ von Hans Erni aus dem Jahre 1970 eine Wand.
Mit einem Geschenkchrättli und Schloss-Wyher-Käse bedankte sich Sepp Wanner bei den beiden kompetenten Kennern Franz Wüest und Franz Künzli für die interessante Führung im Florenz der Luzerner Landschaft.
Und in einem Jahr wird Pfaffnau versteckte Kostbarkeiten zu zeigen.
Text + Fotos Pius Häfliger